Ausgewogene Ernährung als Basis für einen gesunden Lebensstil

Ein gesunder Lebensstil hilft dabei, die Prognose bei Krebserkrankungen zu verbessern. Dazu gehört neben körperlicher Aktivität auch eine ausgewogene Ernährung. Viele Betroffene finden sich hier in einem Zwiespalt: Einerseits wollen sie ihren Körper bestmöglich im Kampf gegen den Krebs unterstützen, andererseits möchten sie weitere Einschränkungen in ihrem Alltag vermeiden.

Eine Anti-Krebs-Diät gibt es nicht

Eins vorab: Ausgehungert werden kann der Krebs nicht – weder durch Fasten noch durch spezielle Diäten. Dennoch ist es gerade während der Belastung durch eine Krebserkrankung wichtig, dem Körper alles Wichtige für ein optimales Zusammenwirken seiner eigenen, inneren Kräfte zu bieten. Im Prinzip gelten dabei die gleichen Regeln, die auch ohne Krebserkrankung für einen gesunden Lebensstil beachtet werden sollten: Essen Sie nach Ihrem Bedarf weder zu wenig noch zu viel und versuchen Sie, sich möglichst ausgewogen, vielseitig und vitalstoffreich zu ernähren.

Achtung!

Bei manchen Krebstherapien müssen vor und nach der Einnahme des Medikaments Zeiten eingehalten werden, in denen Sie nichts essen dürfen. Zudem gibt es Nahrungsmittel, auf die Sie während der Behandlungsdauer verzichten sollten, um Wechselwirkungen zu vermeiden. Sprechen Sie mit Ihrem Behandlungsteam darüber und befolgen Sie entsprechende Anweisungen! Weitere Hinweise zu Wechselwirkungen finden Sie hier.

Ausgewogen heißt nicht unbedingt Verzicht

Sich ausgewogen zu ernähren, bedeutet nicht, gänzlich auf „ungesunde“ Kost verzichten zu müssen. Neben Ihrem körperlichen ist auch Ihr seelisches Wohlbefinden wichtig für den Erfolg Ihrer Krebstherapie. Trotz Einhaltung eines gesunden Ernährungsplans dürfen und sollten Sie sich deshalb durchaus auch mal etwas gönnen – zum Beispiel eine Tafel Schokolade oder ein Stück Sahnetorte, wenn die Situation gerade besonders belastend für Sie ist. Verzichten sollten Sie allerdings auf die sogenannten Genussgifte – Alkohol und Nikotin schaden Ihrem Körper.

Empfehlungen für eine gesunde Ernährung

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat einige Empfehlungen herausgegeben, an denen man sich orientieren kann. Wichtiger als das akribische Einhalten dieser Empfehlungen ist es jedoch, dass Sie auf Signale Ihres Körpers achten: Vielleicht vertragen Sie manche Lebensmittel während der Therapie oder in Folge einer Infektion schlechter als gewöhnlich. In diesen Fällen kann es oftmals helfen, für einige Tage auf leichte Schonkost umzusteigen und auf Scharfes und Fettiges zu verzichten. Sollten Sie unter länger andauernden Beschwerden leiden, scheuen Sie sich nicht, mit Ihrem Behandlungsteam zu sprechen. Auch Faktoren wie Lebensmittelunverträglichkeiten oder Allergien können dafür sorgen, dass einige Empfehlungen zur Ernährung für Sie nicht passend sind.

Hier finden Sie allgemeine Empfehlungen für eine ausgewogene Ernährung1

Vielfältig
Nutzen Sie die Lebensmittelvielfalt und essen Sie abwechslungsreich.
Wählen Sie dabei überwiegend pflanzliche Lebensmittel.

5x täglich Obst und Gemüse
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt mindestens 3 Portionen Gemüse und 2 Portionen Obst am Tag – eine Portion entspricht dabei etwa der Menge, die Sie in Ihrer Hand aufnehmen können.

Vollkorn
Bei Getreideprodukten wie Brot, Nudeln, Reis und Mehl ist die Vollkornvariante eine gute Wahl für Ihre Gesundheit.

Tierische Lebensmittel als Ergänzung
Milch und Milchprodukte können täglich auf dem Speiseplan stehen, Fisch ein- bis zweimal pro Woche. Fleisch sollte in Maßen genossen werden: Etwa 300 bis 600 g pro Woche sind ein Richtwert für den maximalen Fleischkonsum. Ab und zu können Eier den Speiseplan ergänzen.

Gesundheitsfördernde Fette
Fett muss nicht zwingend ungesund sein: Anders als versteckte Fette in verarbeiteten Produkten wie Wurst, Gebäck, Süßwaren und Fertigprodukten können pflanzliche Öle wie Rapsöl und daraus hergestellte Streichfette einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben.

Wenig Zucker, wenig Salz
Versuchen Sie, gesüßte Lebensmittel und Getränke zu vermeiden sowie zum Würzen eher auf Kräuter und andere Gewürze als Salz zurückzugreifen.

Wasser
Eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr ist wichtig für den Körper. Am besten sollten Sie rund 1,5 Liter Wasser oder andere kalorienfreie Getränke, z. B. ungesüßten Tee, pro Tag zu sich nehmen.

Schonende Zubereitung
Garen Sie Lebensmittel so lange wie nötig und so kurz wie möglich, mit wenig Wasser und wenig Fett. Vermeiden Sie beim Braten, Grillen, Backen und Frittieren das Verbrennen von Lebensmitteln.

Nahrungsergänzungsmittel nur bei Mangelerscheinungen und nach ärztlicher Absprache

Für Ihren Körper im Allgemeinen wie auch für Ihr Immunsystem ist es besser und sicherer, Nährstoffe über die Ernährung direkt aufzunehmen. Nahrungsergänzungsmittel, mit denen Sie sich zusätzliche Mineralien und Vitamine zuführen, können unter Umständen sogar schädlich sein, wenn es dadurch zu einer Überdosierung kommt. Während Selenmangel z. B. mitverantwortlich für die Entstehung einiger Krebsarten sein kann, schädigt das Spurenelement in zu hoher Dosierung den Körper und kann akute Vergiftungen auslösen. Nehmen Sie deshalb solche Nahrungsergänzungsmittel ausschließlich auf ärztliche Verschreibung hin ein. Falls Sie einen Mangel an einem bestimmten Mineral oder Spurenelement bei sich vermuten, kann dieser durch eine Blutuntersuchung abgeklärt werden.

Die Nebenwirkungen von Krebstherapien und empfohlene Ernährungsanpassungen

Zielgerichtete Krebstherapien können verschiedene Nebenwirkungen auslösen, welche die Lebensqualität der Betroffenen für die Dauer der Behandlung in ihrer Lebensqualität einschränken. Um Ihr Allgemeinbefinden zu verbessern, kann es daher sinnvoll sein, Ihre Ernährung anzupassen – denn einige Nebenwirkungen lassen sich durch geringfügige Anpassungen Ihres Speiseplans gut lindern. Erfahren Sie im Folgenden, wie Sie einige der häufigsten Nebenwirkungen positiv beeinflussen können:

Hoher Blutdruck (Hypertonie)

Bluthochdruck aufgrund einer zielgerichteten Krebstherapie kann nur bedingt durch die Ernährung beeinflusst werden – der Verzicht auf Alkohol und die Reduzierung von Salz reichen oftmals nicht aus, um die Werte im Normbereich zu halten. In diesem Fall sind häufig blutdrucksenkende Medikamente notwendig, die Sie keinesfalls eigenmächtig oder ohne ärztliche Rücksprache absetzen sollten.

Durchfall (Diarrhö)

Bei Durchfall kommt es zu erhöhtem Flüssigkeitsverlust, weswegen Sie über den Tag verteilt regelmäßig etwas trinken sollten, um diesen auszugleichen. Am besten geeignet hierfür sind Mineralwasser, da auch Salze und Mineralien durch den Durchfall ausgelöst werden, und Heidelbeertee, dessen enthaltene Gerbstoffe entzündungshemmend und antibakteriell wirken. Um Ihre Symptome zu lindern, kann es zudem sinnvoll sein, statt drei Hauptmahlzeiten lieber mehrmals täglich kleinere Portionen zu sich zu nehmen. Empfehlenswert ist schonende Kost, also reizarme, schwach gewürzte und milde Speisen, wie Reis, Nudeln, Kartoffeln, Toast und Haferflocken. Vermieden werden sollten hingegen sehr heiße, sehr kalte, stark saure oder sehr scharfe Speisen sowie Lebensmittel, von denen bekannt ist, dass sie abführend wirken können, z. B. bestimmte Zuckeraustauschstoffe (Süßungsmittel).

Veränderter Geschmackssinn

Viele Patient*innen berichten darüber, dass ihnen Geschmack und Geruch von Speisen während der Behandlung verändert vorkommen. Sollten Ihnen Ihre Lieblingsspeisen nicht mehr schmecken, können neue Gerichte mit verschiedenen Gewürzen Abwechslung bringen. Falls Sie saure Speisen vertragen, schmecken Ihnen Sauerkraut, Gewürzgurken, sauer eingelegtes Gemüse oder saure Früchte vielleicht besser als andere Speisen. Zudem können Lebensmittel mit starkem Aroma helfen (z. B. Knoblauch, Zwiebeln oder Feta) schlechten Geschmack zu überdecken.

Gereizte Schleimhäute, offene Stellen und Bläschen im Mund

Versuchen Sie, die Schleimhäute zu schonen: Saures, wie Zitrusfrüchte, stark gewürzte, sehr kalte oder sehr heiße sowie trockene und harte Speisen können die Symptome verschlimmern. Weiche Speisen wie Suppen, Joghurt oder Püree sowie ausreichendes Trinken während der Mahlzeit können helfen. Zusätzlich können Sie versuchen, Ihren Mund mit Salbei, Kamille oder Myrrhe zu spülen und stark entzündete Stellen vorsichtig mit Tinkturen dieser Pflanzen, mit Propolis oder Honig betupfen. Außerdem kann die Verwendung von Mundspüllösungen helfen. Näheres dazu finden Sie hier. Bei Schleimhautreizungen, -rötungen, Bläschen etc. sprechen Sie bitte mit Ihrem Behandlungsteam.

Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen

Eine schonende Ernährung kann helfen, den Magen zu beruhigen. Dazu gehören die Einteilung der Mahlzeiten auf mehrere kleine Portionen pro Tag sowie das Vermeiden von Fettem, Scharfem oder stark Gesalzenem. Ausreichend zu trinken, am besten stilles Wasser oder Kräutertee (z. B. Pfefferminze, Kamille und/oder Melisse) und der Zusatz von Ingwer zu Speisen und Getränken können bei Übelkeit Linderung bringen. Unter Umständen sind die Symptome keine Nebenwirkung Ihrer Medikamente, sondern hängen viel mehr mit dem Stress rund um Ihre Erkrankung zusammen. In diesen Fällen können Ihnen vielleicht Entspannungsübungen, Akupunktur und Akupressur guttun.

Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust

Kurzfristig ist Appetitlosigkeit kein Problem – verlieren Sie jedoch stark an Gewicht, sollten Sie versuchen, etwas dagegen zu unternehmen. Kleinere und dafür häufigere Mahlzeiten, die liebevoll angerichtet sind, verleiten eher zum Essen als große Portionen, bei denen Sie von Anfang an das Gefühl haben, dass sie nicht zu schaffen sind. Ablenkung beim Essen kann die Appetitlosigkeit vergessen machen. Wenn Ihnen der Kochgeruch den Appetit verdirbt, können Sie vielleicht jemanden bitten, für Sie zu kochen oder selbst vorkochen und einfrieren. Kleine Speisen oder Snacks, bei denen Sie sich jederzeit bedienen können, tragen dazu bei, dass kurzfristiger Appetit ausgenutzt werden kann. Sie müssen auch nicht unbedingt mehr essen, um Ihre Energiezufuhr zu erhöhen: Fette Speisen wie ein Stück Butter oder ein Schuss Sahne machen Ihre Mahlzeit energiereicher. Kalorienreiche Getränke wie Säfte oder Malzbier sind ebenfalls gegen unerwünschten Gewichtsverlust hilfreich. Ingwerwurzeln und Enzianextrakte sowie leichte körperliche Aktivität, wie bei einem Spaziergang, sind dazu geeignet, den Appetit anzuregen. Auch Trinknahrung kann mitunter hilfreich sind – besprechen Sie die Möglichkeiten mit Ihrem Behandlungsteam.

Mangelernährung

Kommt es durch starken Gewichtsverlust und Appetitlosigkeit zu einer Mangelernährung, kann unter Umständen eine Ernährungsberatung hilfreich sein, die in vielen Fällen von den Krankenkassen bezahlt wird. Spätestens, wenn ihr Body-Mass-Index (BMI) unter 18,5 liegt oder Sie in den vergangenen drei bis sechs Monaten ungewollt mehr als 5-10 % Ihres Körpergewichts verloren haben, sollten Sie mit Ihrem Behandlungsteam darüber sprechen. Vielleicht kann Ihnen Zusatz- oder Trinknahrung, auch Astronautennahrung genannt, helfen. Diese gibt es in süßen, herzhaften und geschmacksneutralen Varianten, kann einfach und schnell zusätzliche Kalorien liefern und wird bei festgestellter Mangelernährung in der Regel durch die Krankenkasse bezahlt. Sprechen Sie dazu einfach Ihr Behandlungsteam an.

Verstopfung

Bei Verstopfung in Folge von zielgerichteten Krebstherapien können ballaststoffreiche Kost in Kombination mit erhöhter Flüssigkeitszufuhr (mind. 2–3 Liter am Tag) sowie abführende Lebensmittel wie Trockenobst die Stuhlfrequenz erhöhen. Wichtig: Verzehren Sie Quellstoffe und Nahrungsergänzungsmittel mit hohem Ballaststoffgehalt wie Flohsamen, Guarkernmehl, Methylcellulose und Heilerde ausschließlich mit ausreichendem Zeitabstand zu Ihrer Medikamenteneinnahme. Ansonsten kann die Wirkung Ihrer Medikamente eingeschränkt werden.

Blähungen

Wer unter Blähungen leidet, sollte stark blähende Speisen, wie Lauch- und Zwiebelgewächse, Kohlgemüse und Hülsenfrüchte meiden. Auch einige Obstsorten sowie Trockenobst können blähend wirken – beobachten Sie Ihre Reaktion auf bestimmte Lebensmittel und streichen Sie jene, die Sie nicht vertragen, vorerst von Ihrem Speiseplan. Hilfreich kann es sein, langsam zu essen und alle Speisen gut zu kauen. Auch Hausmittel wie Kümmel, Fenchel und Anis haben sich bei Blähungen seit Jahrzehnten bewährt. Für eine akute Linderung der Symptome können sie eine Wärmflasche auf Ihren Bauch legen oder sich von einem*einer ausgebildeten Masseur*in oder Physiotherapeut*in zeigen lassen, wie Sie eine Bauchmassage selbst durchführen können.

Anhaltende Müdigkeit (Fatigue)

Fühlen Sie sich durch die Krebserkrankung und die Ihnen verordnete Therapie über einen längeren Zeitraum anhaltend müde und kraftlos, können Sie Folgendes ausprobieren: Vermeiden Sie große und besonders fettreiche Mahlzeiten, da sie schwer verdaulich sind und deshalb Müdigkeit begünstigen. Nehmen Sie stattdessen kleinere Mahlzeiten und Snacks zu sich, die Ihnen immer wieder einen kleinen Kraftschub geben. Geplante Entspannungsphasen über den Tag verteilt und leichte körperliche Übungsprogramme können dabei helfen, Ihre Leistungsfähigkeit schrittweise aufzubauen. Achtung! Ginseng, Ginkgo und die Taiga-Wurzel, die in der Naturheilkunde oft bei Müdigkeit und Erschöpfungszuständen zum Einsatz kommen, führen häufig zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten (z. B. Blutgerinnungshemmer). Besprechen Sie eine geplante Einnahme deshalb unbedingt vorher mit Ihrem Behandlungsteam.

Ernährung nach Entfernung einer Niere

Wurde Ihnen aufgrund Ihrer Krebserkrankung eine Niere entfernt, gilt es, die verbleibende Niere zu schonen. Empfehlenswert ist weiterhin allgemein gesunde, pflanzenreiche Kost mit viel Gemüse und Obst und wenig Fleisch. Meiden sollten Sie vor allem Nahrungsmittel mit hohem Cholesteringehalt sowie gesättigte Fettsäuren, die häufig in tierischen Produkten zu finden sind. Auch die Natriumaufnahme (vor allem durch Kochsalz) sollte reduziert werden – würzen Sie lieber mit frischen Kräutern und Gewürzen und denken Sie daran, dass Fertigprodukte häufig viel Kochsalz enthalten. Zusätzlich kann die Wahl des richtigen, natriumarmen Mineralwassers und ausreichendes Trinken von mindestens zwei bis drei Litern täglich dabei unterstützen, Ihre verbleibende Niere zu schonen.

Mehr Tipps und Tricks gibt es im Ratgeber

Sie haben weitere Fragen zum Thema Ernährung und Nierenkrebs? Mehr Infos und viele leckere Rezepte finden Sie im Ratgeber „Bewegung, Sport und Ernährung“.

Den Ratgeber finden Sie unter Meine Materialien.

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Mehr praktische Tipps finden Sie im folgenden Video:

Nierenkrebs – Ernährung

  1. Deutsche Gesellschaft für Ernährung. Vollwertig essen und trinken nach den 10 Regeln der DGE. https://www.dge.de/ernaehrungspraxis/vollwertige-ernaehrung/10-regeln-der-dge/ (abgerufen am 16.11.2023).

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