Ältere Frau bügelt fröhlich im Wohnzimmer.

Der Alltag mit Nierenkrebs

Eine Krebserkrankung kann Ihr Leben grundlegend verändern und sich auf nahezu jeden Lebensbereich auswirken. Für Betroffene und ihre Angehörigen ist die Diagnose ein einschneidendes Erlebnis, das häufig mit Überforderung, Wut oder Angst einhergeht. Vielleicht fühlen Sie sich in dieser Zeit, als hätte man Ihnen den Boden unter den Füßen weggerissen. Während Sie noch den ersten Schock verarbeiten, kommen oftmals viele Fragen auf:

Welche Optionen zur Behandlung von Nierenkrebs gibt es für mich? Wie wird meine Familie reagieren? Darf ich weiter Sport machen? Nach der Diagnose sehen sich die Betroffenen mit vielen Gedanken rund um die Behandlung und Bewältigung der Krankheit sowie den Umgang mit dem eigenen Umfeld konfrontiert. Dies kann belastend sein. Hinzu kommen Sorgen um die Zukunft und die Rückkehr in ein normales Leben. Pläne und Ziele, die für Sie vorher in greifbarer Nähe schienen, rücken oft in weite Ferne. In dieser schwierigen Zeit sind der individuelle Umgang mit der Krebsdiagnose sowie die emotionale und psychische Gesundheit von großer Bedeutung. Auch der Alltag nach der Rehabilitation spielt eine wichtige Rolle dabei, wieder Stabilität zu finden.

Die ersten Tage nach einer Nierenkrebsdiagnose

 

  • Die Erstreaktion kann nachwirken: Das Empfinden von Schock, Wut, Angst oder Sorge ist völlig normal und kann die ersten Tage anhalten. Wenn Sie merken, dass Ihre emotionale und psychische Gesundheit anfängt zu leiden, sollten Sie handeln und sich Unterstützung suchen.
  • Sich zu seiner Krebserkrankung informieren: Informieren Sie sich nach dem ersten ärztlichen Gespräch. Nutzen Sie dazu verifizierte Quellen und erkundigen Sie sich nach nahegelegenen Fachklinken und Krebszentren.
  • Fragen notieren: Sammeln Sie all Ihre Fragen zur Erkrankung und Behandlung vor dem nächsten ärztlichen Gespräch.
  • Sie müssen nicht allein zum*zur Ärzt*in: Emotionale Unterstützung kann eine Hilfe sein. Bitten Sie Ihre Angehörigen oder Freund*innen, Sie zum*zur Ärzt*in zu begleiten.
  • Eine Zweitmeinung: Bevor Sie eine Behandlung beginnen, haben Sie die Möglichkeit, Ihren gesetzlichen Anspruch auf eine unabhängige ärztliche Zweitmeinung wahrzunehmen.
  • Rechtliche Fragen: Lassen Sie sich bzgl. finanzieller Ansprüche und Förderungen sowie der Vorgehensweise am Arbeitsplatz beraten. Ihre Rechte als Patient*in finden Sie im Patientenrechtgesetz° oder zusammengefasst hier.

°(§ 630a bis 630h BGB)

Wie geht es weiter? Der langfristige Umgang mit einer Nierenkrebsdiagnose

 

Achthaben auf die emotionale und psychische Gesundheit

Jeder Mensch verarbeitet seine Krebsdiagnose individuell. Für manche ist es wichtig, dass sie Unterstützung aus dem Freundes- und Familienkreis erfahren. Das Wissen, dass man nicht allein ist, hilft ihnen. Für andere ist eine Auszeit vom gewohnten Alltag und anderen Personen der optimale Weg. Egal für welche Art des Umgangs Sie sich entscheiden: Hören Sie auf Ihr Bauchgefühl und lassen Sie sich nicht durch Ihr Umfeld zu einem bestimmten Weg zwingen.

 

Mit Ängsten und Sorgen umgehen

Es kann sehr hilfreich sein, wenn Sie den Kontakt zu anderen Betroffenen aufbauen. Besuchen Sie eine Selbsthilfegruppe, tauschen Sie sich mit anderen Betroffenen in verschiedenen sozialen Netzwerken aus oder knüpfen Sie Kontakt zu anderen Patient*innen auf der Station. Andere Krankheits- und Leidensgeschichten zu hören sowie eigene Erfahrungen zu teilen, kann Ihnen das Gefühl geben, verstanden zu werden.

Nach der Diagnose können immer wieder neue Sorgen aufkommen, die Angstgefühle wecken. Das ist völlig normal. Mit diesen Gedanken umzugehen, geschieht nicht anhand eines Patentrezeptes. Manche Sorgen fokussieren sich primär auf die Zukunft. Doch anstatt an das nächste Jahr und anstehende Ereignisse zu denken, kann es Ihnen helfen, sich stärker auf den heutigen Tag oder die aktuelle Woche zu konzentrieren. Was wollen oder können Sie heute Schönes unternehmen? Gibt es jemanden, mit dem Sie gerne diese Woche sprechen oder telefonieren würden? Steht vielleicht eine interessante Veranstaltung in Ihrer Stadt an? Oder gibt es etwas in Ihrer Wohnung bzw. Ihrem Haus, das Sie schon seit längerer Zeit gerne verändern würden?

Wie Sie mit Ihren Bedenken und Ängsten umgehen, spielt für die Bewältigung der veränderten Lebenssituation eine zentrale Rolle. Zögern Sie darum nicht, sich bei wiederkehrenden negativen Gedanken und Emotionen professionelle Hilfe zu holen.

 

 

 

 

Psychologische Hilfe und Beratung

Psychosoziale Krebsberatungsstellen bieten Ihnen Unterstützung und sind besonders dann sinnvoll, wenn Sie ein kurzzeitiges Hilfsangebot bevorzugen. Eine weitere Option ist die Betreuung durch Psychoonkolog*innen oder Psychotherapeut*innen, welche sich auf alle Arten von psychologischen Problemen, Belastungen und Ängsten fokussieren. Eine professionelle Beratung ist für Sie vor allem dann ratsam, wenn die nachfolgenden Punkte teilweise oder vollkommen zutreffen:

 

  • Niedergeschlagene Stimmung, ein dauerhaftes, tiefes Erschöpfungsgefühl und der Mangel von Freude und Interesse an der Welt und Ihrem Leben: Hierbei handelt es sich oftmals um Anzeichen einer Depression. Insbesondere, wenn Sie diese Symptome bereits länger als zwei Wochen haben oder diese Symptome durch eine Schlafstörung, Suizidgedanken oder ein vermindertes Selbstwertgefühl begleitet werden, sollten Sie sich professionelle Hilfe holen. Weitere Symptome und Informationen finden Sie auf der Webseite der Deutschen Depressionshilfe.

 

  • Müdigkeit, allgemeine Schwere/Kraftlosigkeit und Appetitlosigkeit: Wenn Sie von diesen Symptomen beständig geplagt werden, kann es sich hierbei nicht nur um Therapienebenwirkungen handeln. Auch psychische Faktoren können Einfluss auf das körperliche Wohlbefinden nehmen und sollten daher mit professioneller Unterstützung behandelt werden.

 

Sich nach einer Krebsdiagnose professionelle Hilfe zu suchen, muss Ihnen nicht peinlich oder unangenehm sein. Ganz im Gegenteil: Wer sich eingesteht, dass er oder sie Hilfe braucht, hat die besten Chancen, die Krebsdiagnose seelisch und psychisch gut zu verarbeiten.

 

Den Alltag neu strukturieren

Ganz konkret kann es Ihnen eine Hilfe sein, den Fokus im Alltag auf kleine, erreichbare Ziele zu setzen. Dadurch kann Ihr Leben wieder an Struktur gewinnen und dem Gefühl des Kontrollverlusts wird entgegengewirkt.  Auch wenn die Krankheitsbewältigung nun ein wichtiger Bestandteil Ihres Lebens ist, sollte es nicht Ihr einziger sein. Seinen Interessen und Hobbys treu zu bleiben, kann nach einer Nierenkrebsdiagnose helfen, sich wieder wie man selbst zu fühlen.

Mit Ihrem*Ihrer behandelnden Ärzt*in sollten Sie außerdem schauen, ob und wo sich Ihr alltägliches Leben verändern muss. Die Förderung einer gesunden Lebensweise kann einen sehr positiven Einfluss auf Ihr körperliches Wohlbefinden haben. Hierzu gehören vor allem eine ausgewogene Ernährung, regelmäßige Bewegung und ausreichend Schlaf. Wie eine Umstellung konkret aussehen kann, erfahren Sie hier.

 

 

 

Lebensqualität im Blick behalten

Einmal mit der Behandlung begonnen, können eine ganze Reihe an Nebenwirkungen Ihren Alltag zunehmend prägen oder sogar einschränken. Das Ausmaß der Nebenwirkungen ist dabei unter den Betroffenen sehr variabel. Informieren Sie Ihr Behandlungsteam über auftretende Nebenwirkungen, damit Sie bei jeglicher Form der Einschränkung beraten werden können. Zusätzlich gibt es neben einer angepassten Ernährung und ausreichend Bewegung Maßnahmen, die Sie selbst anwenden können, um Nebenwirkungen zu lindern:

Hochkalorische Trinknahrung

Als Hilfe bei Appetitlosigkeit & Gewichtsabnahme.

Besprechen Sie Möglichkeiten zur Trinknahrung mit Ihrem Behandlungsteam. In ärztlicher Absprache kann auch eine Ernährungsberatung sinnvoll sein. Die Anwendung und tägliche Gesamtmenge hängen von Ihrem individuellen Bedarf ab.

Trinknahrung kann über den Tag verteilt, in kleinen langsamen Schlucken, eingenommen werden.

Harnstoffhaltige Creme & Baumwollhandschuhe

Als Hilfe bei Blasen, Schmerzen an Händen oder Fußsohlen bzw. Hauttrockenheit.

Eine pflegende und regenerierende Formel mit 10 % Urea mindert Spannungsgefühle und sorgt für eine intensive Pflege bei trockener, strapazierter Haut. Inhaltsstoffe wie Urea und Glycerin helfen der Haut besonders viel Feuchtigkeit zu speichern. Nutzen Sie Cremes, die frei von klassischen Emulgatoren sind und bspw. Mandelöl oder ähnliche rückfettende Komponenten enthalten.

Auch Vitamin E wirkt trockenen Händen und Füßen entgegen und verbessert die Hautoberfläche. Tragen Sie Baumwollhandschuhe zum Schutz der eingecremten Haut.

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Zahnbürste mit weichen Borsten

Zur sanften Mundhygiene.

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Antibakterielle Mundspülung

Mundspüllösung als Hilfe bei Rötungen und/oder Schwellungen im Mund.

Verwenden Sie eine Mundspülung ohne Alkohol, Sodium Lauryl Sulfat (SLS) und Parabene und z. B. mit natürlichen Zitrusextrakten, damit sie schonend für Ihre Mundschleimhaut ist. Spülen Sie den Mund nach jedem Zähneputzen mit ca. 10–20 ml unverdünnter Mundspüllösung für 30 Sekunden. Nicht schlucken und nicht mit Wasser nachspülen.

Heidelbeertee

Als Hilfe gegen Durchfall.

In Blättern und Früchten der Heidelbeere sind Gerbstoffe enthalten, die entzündungshemmend und antibakteriell wirken und die Funktion der Darmschleimhaut stabilisieren.

Anwendung: Teebeutel mit kochendem Wasser übergießen, 10–15 Minuten zugedeckt ziehen lassen, dann Beutel schwenken und gut ausdrücken. Teeaufguss lauwarm und schluckweise trinken. Bei Bedarf 1–2 Tassen mehrmals täglich.

 

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Der Alltag nach einer Behandlung

Nachdem eine Behandlung abgeschlossen wurde, setzt der Erholungsprozess der Patient*innen ein. Er ist unter dem Namen „Rehabilitation“ – kurz „Reha“ – geläufig. Im Regelfall wird den Betroffenen nach ihrer Krankenhausentlassung eine Anschlussbehandlung oder Kur in speziellen Nachsorgekliniken empfohlen. Dadurch soll zum einen der Genesungs- und Erholungsprozess beschleunigt und zum anderen Hilfe bei der Bewältigung von psychischen oder sozialen Problemen geleistet werden. Wenn Patient*innen im Zuge des Krankheitsverlaufs oder aufgrund ihres Alters nicht mehr allein zurechtkommen, benötigen sie einen individuellen Weg der Rehabilitation. Physiotherapeutische Maßnahmen, häusliche Krankenpflege oder grundsätzliche Unterstützung im Alltag – Ihr konkreter Bedarf sollte noch vor Behandlungsende und dem Verlassen des Krankenhauses besprochen werden.

Sie sollten bedenken, dass die Rehabilitation oftmals über eine mehrwöchige Kur hinausgeht und durchaus auch mehrere Jahre umfassen kann. Lassen Sie sich in dieser Zeit nicht stressen und versuchen Sie, Geduld mit Ihrem Körper zu haben. Das Reha-Personal kann Sie auf Ihrem Weg der Genesung oft durch gute Alltagstipps, Produktempfehlungen oder hilfreiche Ratschläge unterstützen. Im Alltag nach einer Krebsbehandlung müssen Betroffene meist erneut Routinen entwickeln und erlernen. Die Ängste und Sorgen vor einer Wiedererkrankung oder den Nebenwirkungen der Medikamente sind ebenfalls bei vielen Teil des Rehabilitationsalltags. Eine psychologische Aufarbeitung der Erkrankung, zum Beispiel durch psychoonkologische Betreuung oder sozialmedizinische Beratung, kann hilfreich sein, um für den neuen Lebensabschnitt Zuversicht und Kraft zu schöpfen.

Nach dem Abschluss einer Rehabilitation erfolgt für Patient*innen die ambulante Nachsorge. Hierfür können Nachsorgetermine, wesentliche Untersuchungen und Therapiemaßnahmen in einem sogenannten „Nachsorgepass“ festgehalten werden. Dieser Pass ist weder vorgeschrieben noch zwingend notwendig – allerdings kann er Patient*innen Orientierung geben und demnach sehr nützlich sein. Verschiedene Verbände, Institutionen oder Krankenkassen bieten diese kostenlosen Nachsorgepässe an, darunter die Deutsche Krebshilfe. Erkundigen Sie sich ggf. auch direkt in Ihrer Klinik, ob diese einen Nachsorgepass oder -kalender anbietet.

Formen der Rehabilitation

Welche Form der Rehabilitation für Sie am geeignetsten ist, sollten Sie im Gespräch mit dem*der behandelnden Ärzt*in in Erfahrung bringen. Scheuen Sie sich jedoch nicht, Ihre Wünsche ehrlich zu äußern besonders dann, wenn mehrere Formen der Rehabilitation aufgrund der Wohnortnähe für Sie infrage kämen.

Frau misst den Blutdruck bei einem Patienten. Der Fokus liegt auf dem Blutdruckmessgerät.

Stationäre Rehabilitation

Hierunter fällt der Aufenthalt in einer spezialisierten Rehabilitationsklinik, wo man Sie rund um die Uhr betreut. Diese Zentren verfügen zumeist über unterschiedliche Freizeit- und Bewegungsangebote vor Ort. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, sich mit anderen Patient*innen über Ihre Erfahrungen auszutauschen.

Pflegekraft legt fröhlich und freundlich ihre Hand auf die Schulter einer älteren Patientin.

Teilstationäre Rehabilitation

Der Aufenthalt in einem Rehabilitationszentrum ist nur tagsüber – am Abend und an den Wochenenden kehren Sie wieder nach Hause zurück. Diese Option ist für Sie vor allem dann interessant, wenn Sie sich körperlich gut fühlen und ein entsprechendes Rehabilitationszentrum in unmittelbarer Nähe von Ihrem Wohnort haben.

Drei Frauen sitzen bzw. stehen auf der Veranda. Ihr Blick geht auf den Strand und das Meer hinaus. Die vorderste Frau lächelt.

Ambulante Rehabilitation

Diese Form von Rehabilitation wird in Einrichtungen ambulant durchgeführt. Dazu zählen Maßnahmen der Physio-, Ergo- und Psychotherapie sowie der Ernährungsberatung. Patient*innen, die gerne in ihrem häuslichen Umfeld bleiben möchten und in deren unmittelbare Nähe kein passendes Zentrum für eine teilstationäre Rehabilitation ist, nutzen häufig diesen Weg.