Welche Therapieoptionen gibt es zur Behandlung von Nierenkrebs?
Wenn Nierenkrebs örtlich begrenzt und der Tumor noch relativ klein ist, kann er meist gut operiert werden. Das Ziel einer solchen Operation ist die vollständige Entfernung des Tumors. Bei einem größeren Tumor sowie bei Metastasen kann in manchen Fällen ebenfalls eine Operation infrage kommen. Hier kommt es auf die individuellen Merkmale der Tumoren an.
Nach einer Operation oder wenn keine Operation möglich ist, kann eine medikamentöse Behandlung erfolgen. Je nach Art des ursprünglichen Tumors kommen hier unterschiedliche Therapieoptionen in Betracht. Dank moderner Verfahren kann Nierenkrebs inzwischen in den meisten Fällen, auch wenn eine Heilung nicht möglich ist, gut kontrolliert werden.
In der Krebsmedizin ist das Motto „eine*r für alle“ längst überholt. Individualisierte Therapieansätze bieten meist die besten Erfolgschancen. Jeder Krebs, jeder Mensch ist so unterschiedlich, dass nicht jede Behandlung dieselben Effekte hat. Glücklicherweise können Ärzt*innen bei Betroffenen von Nierenkrebs darauf Rücksicht nehmen und individuelle Therapiekonzepte entwerfen. Dies ist für die Patient*innen nicht nur passgenauer, sondern diese Vorgehensweise sichert die besten Erfolgschancen bei möglichst geringen unerwünschten Nebenwirkungen.
Überblick über die Behandlungsmöglichkeiten bei Nierenkrebs
Bei Nierenkrebs kommen drei grundlegende Behandlungsoptionen in Frage:
- Operation
- Medikamentöse Therapie
- Operation gefolgt von einer medikamentösen Therapie
Der wichtigste Faktor für die Wahl einer Therapie bei Nierenkrebs ist die Größe des Tumors. Ist er klein, ist die Operation in den meisten Fällen die beste Therapieoption.
Allerdings gibt es auch Patient*innen mit individuellen Risiken, für die eine Nierenoperation nicht in Frage kommt. Dies können zum Beispiel eine hohe Blutungsneigung oder weitere Erkrankungen sein. Die behandelnden Ärzt*innen können erklären, was für oder gegen eine Operation spricht.
Auch bei fortgeschrittenen Nierenzellkarzinomen kann eine Operation erwogen werden. Sie kann bei Patient*innen sinnvoll sein, die:
- sich in einem guten Allgemeinzustand befinden
- keine oder nur wenige Metastasen haben, die durch die Operation ebenfalls entfernt werden können
- Beschwerden wie Schmerzen haben, die durch eine Operation gelindert werden können
- einen so großen Tumor haben, dass die Verminderung der Tumormasse durch eine Operation sinnvoll erscheint
Ziel der Behandlung: Heilung oder Lebensverlängerung
Je nachdem, ob eine vollständige Entfernung des Nierentumors möglich ist oder nicht, ändert sich das Ziel der Behandlung: Bei einer vollständigen Entfernung des Tumors kann von einer Heilung ausgegangen werden. Man spricht hier von einem kurativen Behandlungsansatz, da versucht wird die Krebszellen vollständig aus dem Körper zu entfernen. Ein sogenannter palliativer Ansatz wird gewählt, wenn eine vollständige Entfernung des befallenen Gewebes nicht möglich ist oder wenn die Chancen auf Heilung sehr gering sind. Das Ziel ist es, den Krebs so weit zu kontrollieren, dass ein möglichst beschwerdefreies und langes Leben möglich ist.
Chirurgische Behandlung von Nierenkrebs: Operation als Haupttherapie
Es gibt unterschiedliche Arten von Operationen, die bei Nierenkrebs zum Einsatz kommen können. Wenn eine Operation grundsätzlich infrage kommt, erfolgt eine Aufklärung über die individuellen Optionen durch die behandelnden Ärzt*innen mit den Betroffenen.
Operationen an den inneren Organen können heutzutage vielfach minimalinvasiv durchgeführt werden. Ein großer Bauchschnitt ist dann nicht mehr nötig. Zu den minimalinvasiven Operationstechniken zählen die laparoskopische Operation und die Roboter-gestützte Operation. Bei diesen beiden Verfahren werden nur minimale Schnitte am Bauch ausgeführt, die gerade so groß sind, dass die Operationsgeräte hindurch passen. Wird ein Operationsroboter hinzugenommen, können sehr feine Einstellungen vorgenommen werden. Die Wahl der Methode kann von den individuellen Eigenschaften des Tumors und der Erfahrung der Chirurg*innen abhängen. Ein minimalinvasiver Eingriff hat den Vorteil, dass die Patient*innen schneller wieder auf die Beine kommen. Es werden meist weniger Schmerzmittel benötigt und die Komplikationsrate ist im Vergleich zur offenen Operation etwas geringer.
Radikale Nephrektomie: Entfernung der gesamten Niere
Soweit es die Lage und Ausbreitung des Tumors zulässt, ist das Ziel bei einer Operation, so wenig gesundes Nierengewebe wie möglich zu entfernen und die Funktion der Niere aufrechtzuerhalten. Da der Mensch eine zweite Niere besitzt, die die Funktion des entnommenen Organs mitübernehmen kann, kann unter Umständen die vollständige Entfernung der betroffenen Niere sinnvoll sein, eine sogenannte radikale Nephrektomie.
Ob eine vollständige Entfernung der Niere notwendig ist, hängt von der Größe des Tumors, seiner Lage und der Wachstumsgeschwindigkeit, also der Aggressivität, ab. Größere oder ungünstig gelegene Nierentumoren führen meist zu einer radikalen Nephrektomie.

Wie läuft eine Nephrektomie ab?
Es gibt unterschiedliche Operationstechniken zur Entfernung einer Niere: Bei einem minimalinvasiven Eingriff werden nur kleine Schnitte in die Bauchdecke gesetzt und die Niere laparoskopisch, also mittels einer Bauchspiegelung, entfernt. Dies wird auch „Schlüssellochoperation“ genannt, weil die Instrumente zur Entfernung der Niere durch die kleinen Schnitte in den Körper eingeführt werden, wie ein Schlüssel in ein Schlüsselloch. Bei einer „offenen Operation“ ist ein größerer Schnitt in die Bauchdecke notwendig.
Die Ergebnisse beider Operationsmethoden sind in der Regel miteinander vergleichbar. Die Entscheidung, welche Methode angewandt wird, hängt von der individuellen Erkrankung sowie der Erfahrung der Chirurg*innen ab.
Nierenerhaltende Operationen
Bei der nierenerhaltenden Operation werden nur die Teile der Niere entfernt, die vom Tumor befallen sind. Somit bleibt Nierengewebe erhalten, das seine normale Funktion erfüllen kann.
Eine Teiloperation kann durchgeführt werden, wenn der Tumor klein ist und günstig liegt, ohne dass andere Gewebe oder Gefäße bei der Operation verletzt werden. Ziel ist es, möglichst wenig gesundes Nierengewebe zu entfernen und den Tumor vollständig zu beseitigen.
Eine nierenerhaltende Therapie hat Vorteile: Sie kann das Risiko für Herzkrankheiten, die in der Folge einer Nephrektomie auftreten können, minimieren. Das Risiko, dass der Tumor zurückkehrt, ist dabei in der Regel nicht höher als bei einer vollständigen Entfernung der Niere.
Operation bei metastasiertem Nierenkrebs: Entfernung von Metastasen
Die Operation bei metastasiertem Nierenkrebs ist nicht die Regel. Dennoch kann sie sinnvoll sein, wenn der Allgemeinzustand der Patient*innen gut ist, nur wenige Metastasen vorliegen, Metastasen Beschwerden bereiten oder wenn die Tumorlast im Körper verringert werden soll.
Eine operative Entfernung von Metastasen (Metastasenresektion) ist sinnvoll, wenn ausreichend Chancen vorliegen, dass dadurch das Leben verlängert werden kann. Dies ist eine individuelle Entscheidung, die Ärzt*innen und Patient*innen besprechen und miteinander abwägen müssen.
Medikamentöse Therapie von Nierenkrebs
Wenn eine Operation keine Option ist, beispielsweise wenn bereits nicht zu operierende Metastasen vorliegen, können Medikamente dabei helfen, den Tumor zu kontrollieren. Eine medikamentöse Therapie betrifft in der Regel alle Zellen im Körper. Deshalb wird von einer systemischen Behandlung gesprochen. Hierzu zählen zielgerichtete Medikamente wie Tyrosinkinase-Inhibitoren sowie Immuntherapien mit Checkpoint-Inhibitoren. Die Kombination beider Ansätze zeigt gute Ergebnisse bei der Kontrolle des Tumorwachstums und der Chance auf Lebensverlängerung. Die Behandlung ist sehr komplex und sollte in einem darauf spezialisierten Zentrum stattfinden.
Die zielgerichtete Nierenkrebstherapie
Zielgerichtete Therapien richten sich – wie es der Name schon sagt – ganz gezielt gegen bestimmte Strukturen in oder auf der Oberfläche von Krebszellen. Das können veränderte Eiweiße sein, die das Wachstum, die Teilung oder das Überleben der Krebszellen fördern. Diese Wirkstoffe hemmen so das Tumorwachstum. Sie wurden speziell auf ihre Wirksamkeit beim Nierenkrebs untersucht.
Wie wirken zielgerichtete Medikamente auf Krebszellen?
Zielgerichtete Medikamente wenden sich direkt an bestimmte Zielstrukturen auf der Zelle. Nur wenn ein Tumor eine solche Zielstruktur hat, können die Medikamente effektiv sein. Zielgerichtete Medikamente können bei Nierenkrebs allein oder in Kombination mit anderen Therapien, wie etwa einer Immuntherapie, eingesetzt werden. Obwohl die zielgerichteten Medikamente gegen spezielle Strukturen auf und in Krebszellen gerichtet sind, können sie erhebliche Nebenwirkungen haben. In der Regel sind diese aber bekannt und können behandelt werden.
Immuntherapie: Das körpereigene Immunsystem gegen Nierenkrebs fitmachen
Bei der Immuntherapie wird das körpereigene Immunsystem genutzt, um die Krebserkrankung zu bekämpfen. Das Immunsystem hat die Aufgabe, kranke Zellen zu erkennen und zu zerstören. Krebs kann aber leider trotzdem entstehen. Die Ursache ist dabei nicht allein im Immunsystem zu suchen, sondern meist in den Krebszellen, die das Immunsystem austricksen können. Mit der Immuntherapie kann das Immunsystem auf den vorliegenden Tumor angesetzt werden. Es gibt verschiedene Immuntherapien. Im Folgenden geht es konkret um Checkpoint-Inhibitoren.
So funktionieren Checkpoint-Inhibitoren
Zellen, die beschädigt oder verändert sind, werden normalerweise vom aktivierten Immunsystem abgetötet. Um zu verhindern, dass anschließend auch gesunde Zellen vom Immunsystem angegriffen werden, wird dieses wieder heruntergebremst. Dies geschieht über Kontrollstellen auf der Oberfläche der körpereigenen Abwehrzellen, sogenannte Immun-Checkpoints. Manchmal können sich die Krebszellen allerdings einem Zugriff durch das Immunsystem entziehen, indem sie die Immunantwort durch eigene Signale an die Immun-Checkpoints verhindern.
Bei der Immuntherapie mit Checkpoint-Inhibitoren geht es nun darum, das Immunsystem in die Lage zu versetzen, die Tumorzellen (wieder) anzugreifen. Die Signale vom Tumor an die Immun-Checkpoints, die das Immunsystem bremsen, werden gehemmt. So kann das Immunsystem wieder aktiviert werden: Werden Krebszellen aufgrund bestimmter Merkmale auf der Zelloberfläche als schadhaft identifiziert, bewirkt die Checkpoint-Inhibition die Aktivierung der Immunzelle und die Krebszellen können gefunden und zerstört werden.
Wie effektiv ist die Immuntherapie?
Die Immuntherapie kann bei Patient*innen, die gute Voraussetzungen für eine Checkpoint-Inhibition mitbringen, sehr effektiv wirken. Manchmal fällt auf, dass Checkpoint-Inhibitoren etwas mehr Anlaufzeit für ihre Wirkung benötigen. Die Behandlung ist daher hauptsächlich für weniger aggressive Krebserkrankungen, bei denen der Tumor nur langsam wächst bzw. sich ausbreitet, geeignet. Bei metastasiertem Nierenkrebs wird die Immuntherapie in Kombination mit einer zielgerichteten Therapie oder einer weiteren Immuntherapie zur Behandlung empfohlen.
Chemotherapie und Zytokintherapie: Warum sie bei Nierenkrebs nicht eingesetzt werden
Die klassische Chemotherapie spielt bei der Behandlung von Nierentumoren keine Rolle. Sie hat sich bei der Behandlung von Nierenkrebs als nicht wirksam erwiesen. Ebenso ist die Zytokintherapie bei Nierenkrebs unwirksam und wird zu dessen Behandlung nicht eingesetzt.
Strahlentherapie bei Nierenkrebs: Wann wird sie eingesetzt?
Wenn eine Operation nicht möglich ist bzw. die Erkrankung bereits fortgeschritten ist, kann eine Strahlentherapie krankheitsbedingte Schmerzen und weitere Beschwerden lindern. Nierenkrebszellen reagieren zwar sehr unempfindlich auf die Bestrahlung, aber Hirn- und Knochenmetastasen können sehr gut mit einer Bestrahlung behandelt werden. Dadurch kann in diesen Fällen eine Linderung der Beschwerden herbeigeführt werden.
Bei Knochenmetastasen kann eine Bestrahlung zusätzlich für mehr Schutz vor Knochenbrüchen sorgen. Knochenmetastasen können Knochennerven und Knochensubstanz beeinflussen und Schmerzen auslösen bzw. eine Instabilität des Knochens durch einen vermehrten Abbau der Knochensubstanz bewirken. Die Bestrahlung kann diesem Prozess entgegenwirken und so die Schmerzen lindern und vor Brüchen schützen.
Alternative Behandlungsmethoden
Bei Nierenkrebs in einem frühen Stadium (kleiner Tumor, keine Metastasen), der aufgrund des Lebensalters oder der allgemeinen körperlichen Verfassung der Patient*innen nicht operiert werden kann, können alternativ auch eine sogenannte Ablation oder eine Embolisation zum Einsatz kommen. Das Ziel einer Ablation ist, mithilfe von Hitze oder Kälte das Tumorgewebe zu zerstören, ohne den Tumor zu entfernen. Der Tumor stirbt ab und schrumpft, allerdings geht die Gewebezerstörung auch über die Grenzen des Tumors hinaus. Bei einer Embolisation wird ein Katheter unter Röntgenkontrolle über die Leiste in die Nierenarterie geschoben, welche dann mithilfe von kleinen Metallspiralen verschlossen wird. Dadurch wird dem Tumor die Blutzufuhr entzogen, wodurch er absterben kann.
Radiofrequenzablation (RFA): Zerstörung von Tumorgewebe durch Hitze
Bei der Radiofrequenzablation werden die Krebszellen mittels einer Sonde gezielt einer Temperatur von über 60°C ausgesetzt. Dadurch werden die Zellen zerstört. Diese Behandlung kann für Patient*innen infrage kommen, deren Nierentumor klein ist und die mehrere Begleiterkrankungen haben und/oder eine begrenzte Lebenserwartung.
Kryoablation: Tumorbehandlung durch Vereisung
Die Kryoablation erfolgt nach dem gleichen Prinzip wie die Radiofrequenzablation. Allerdings werden die Tumorzellen dabei nicht durch Hitzeeinwirkung zerstört, sondern durch Kälte. Das Gewebe wird auf -60°C bis -70°C abgekühlt. Die Krebszellen sterben dadurch ab.
Embolisation: Reduzierung der Tumorblutversorgung
Wie jede Zelle ist eine Krebszelle auf die Versorgung mit Nährstoffen angewiesen. Diese werden über die Blutbahn angeliefert. Die Idee hinter der Embolisation ist eine Verstopfung der feinen Gefäße, die die Krebszellen mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen.
Die Embolisation ist nicht als alleinige Behandlungsmethode bei Nierenkrebs vorgesehen. Allerdings kann sie Bestandteil eines Therapiekonzeptes sein, bei dem mehrere Behandlungsmethoden eingesetzt werden.
Klinische Studien: Neue Behandlungsmöglichkeiten
In der Vergangenheit wurden seit der Entwicklung der ersten Chemotherapien zur Behandlung von Krebserkrankungen bereits viele Fortschritte durch neue Medikamente erzielt. Bevor ein solches auf den Markt kommt, muss es sich allerdings beweisen. Dazu gibt es klinische Studien, die den zusätzlichen Nutzen eines neuen Wirkstoffs zeigen oder widerlegen können.
Klinische Studien sind sehr wichtig, um die Zulassung von neuen Medikamenten zu ermöglichen. Patient*innen, die in eine klinische Studie eingeschlossen werden sollen, erhalten meist eine bereits vorhandene Arznei oder das neue Medikament, über das vorab bereits viel geforscht wurde und das sehr wahrscheinlich noch besser wirken wird. Über die Risiken, die durch eine Studienteilnahme entstehen können, klären die behandelnden Ärzt*innen vorab auf. Die Teilnahme ist freiwillig.
Es gibt neben der Zulassungsstudie auch Untersuchungen, die nach der Zulassung erfolgen. Dies dient dazu, die Wirksamkeit und die Sicherheit der neu zugelassenen Medikamente in der klinischen Praxis zu erforschen. Außerdem werden mit zugelassenen Medikamenten oftmals andere Dosierungen und Abstände zwischen den einzelnen Gaben ausprobiert. Auch so können Patient*innen Teil einer Studie werden.
Oft gibt es sehr genaue Bedingungen für Studien und nicht jeder Mensch ist geeignet, daran teilzunehmen. Im Gespräch mit dem Behandlungsteam lässt sich dies erörtern.
Alternative Heilmethoden: Weniger (Neben-)Wirkung
Die alternative Medizin bietet für Nierenkrebspatient*innen vielfältige Möglichkeiten. Dazu gehören beispielsweise naturheilkundliche Verfahren, pflanzliche Therapien oder Ayurveda.
Im Unterschied zu den zugelassenen (schulmedizinischen) Medikamenten gibt es keine systematischen klinischen Studien zu den Erfolgen der alternativen Heilverfahren. Effekte können also weder belegt noch widerlegt werden. Manche Verfahren werden als unterstützend beschrieben, wenn sie zusätzlich zum Medikament (komplementär) eingesetzt werden. Bitte sprechen Sie dazu vorab mit den behandelnden Ärzt*innen. Sie können beraten und empfehlen.
Behandlung einer fortgeschrittenen Erkrankung: Metastasierter Nierenkrebs
Beim metastasierten Nierenzellkarzinom erhalten viele Patient*innen eine multimodale Therapie. Dabei handelt es sich um eine Behandlung, bei der verschiedene Verfahren angewendet werden, um den Tumor zu zerstören oder zumindest zu kontrollieren.
An erster Stelle kann trotz fortgeschrittener Krankheit eine Operation sinnvoll sein – einerseits zur Heilung, wenn die Metastasen bei der OP mit entfernt werden können, oder zur Verringerung der Tumorlast. Nach der Operation kann eine medikamentöse Therapie folgen. Diese kann aus einer zielgerichteten Behandlung, einer doppelten Immuntherapie oder aus einer Kombination von zielgerichteter Behandlung und Immuntherapie bestehen. Bei Knochenmetastasen bietet sich eine Strahlentherapie an. Sie kann Schmerzen lindern und den Knochen stabilisieren. Maßgeblich für die Entscheidung für eine Therapie können u. a. das Alter und der Allgemeinzustand der Patient*innen sowie die Aggressivität des Karzinoms sein. Ihr behandelndes Ärzteteam wird eine Therapieentscheidung gemeinsam mit Ihnen treffen.
Palliative Therapie: Die Lebensqualität steht im Vordergrund
Die palliative Therapie ist in diesem Zusammenhang nicht mehr darauf ausgerichtet, den Tumor gezielt zu behandeln – etwa durch Immuntherapien oder zielgerichtete Medikamente –, sondern verfolgt das Ziel, das Leben trotz fortgeschrittener Erkrankung lebenswert zu gestalten. Diese Form der palliativen Versorgung kommt insbesondere dann zum Einsatz, wenn eine tumorspezifische Therapie nicht mehr infrage kommt – etwa weil sie medizinisch nicht mehr wirksam ist oder zu belastend für den Allgemeinzustand wäre.
Im Mittelpunkt stehen die Linderung belastender Symptome wie Schmerzen, Atemnot oder Übelkeit sowie die Unterstützung in anderen Lebensbereichen. Dazu gehören zum Beispiel Hilfe im Haushalt, psychosoziale Beratung, rechtliche und finanzielle Unterstützung oder Angebote für Angehörige. Ziel ist es, das Wohlbefinden zu fördern und eine bestmögliche Lebensqualität bis zuletzt zu ermöglichen.
Mehr Informationen zu Ihren Möglichkeiten finden Sie hier:
Nachsorge und Rehabilitation nach der Nierenkrebsbehandlung
Im Anschluss an die Operation werden regelmäßige Nachsorgeuntersuchungen angeboten. Sie bieten die Möglichkeit, einen neu auftretenden Tumor oder Metastasen frühzeitig zu erkennen. Außerdem haben Patient*innen die Chance, im Rahmen der Nachsorge über körperliche und psychische Beschwerden zu sprechen, die erst im Laufe der Zeit aufgetreten sind.
Regelmäßige Kontrolluntersuchungen nach der Therapie
Die Nachsorge sollte am besten bereits vor dem Ende der eigentlichen Behandlung mit den behandelnden Ärzt*innen besprochen werden. So bleibt genug Zeit, um nachbehandelnde Therapeut*innen zu finden und einen Plan für die Nachsorge zu erarbeiten. Eine Nachsorge kann von niedergelassenen Fachärzt*innen durchgeführt werden, sodass ein Klinikbesuch nicht notwendig ist. Manche Krebszentren bieten aber auch spezialisierte Ambulanzen an, die die Betreuung übernehmen können.
Die Nachsorge hat unter anderem das Ziel, Rückfälle und Metastasen frühzeitig zu erkennen. Die Art und der Umfang der notwendigen Untersuchungen im Rahmen einer Nachsorge hängen von dem Tumor und den individuellen Beschwerden sowie dem Rückfallrisiko ab. Was genau zu tun ist, erläutern die behandelnden Ärzt*innen gerne. Regelmäßige Blut- und Urin-Untersuchungen, Ultraschall und andere bildgebende Verfahren gehören oft bei Nierenkrebs zur Nachsorge dazu. Mit zunehmender Zeit nach der eigentlichen Krebsbehandlung werden die Abstände zwischen den Nachsorgeuntersuchungen in der Regel immer länger.
Physische und psychische Erholung nach der Behandlung
Für viele Menschen bedeutet eine überstandene Krebserkrankung Veränderung und Anpassung, ob privat oder beruflich. Es werden andere Dinge wertvoll, die bislang eine geringere Rolle im Leben spielten. In so einer Situation kann besonders die Psyche leiden. Auch wenn die Krebsbehandlung einen Moment zurückliegt, lebt der Tumor in Gedanken oft weiter mit den Betroffenen. Psychotherapeut*innen und Psychoonkolog*innen können Wege aus den Sorgen weisen, die sich aus der Behandlung ergeben. Mit ihnen können auch Alltagsprobleme mit der Familie und im Beruf besprochen werden. Behandelnde Ärzt*innen können eine solche Beratung vermitteln.
Auch Selbsthilfegruppen können eine große Unterstützung für viele Krebspatient*innen sein. Der Austausch mit Menschen, die ein vergleichbares Schicksal erlebt haben, ist wertvoll und hilft bei der Bewältigung der eigenen Sorgen. Mögliche Anlaufstellen bieten hier das Nierenkrebs-Netzwerk Deutschland sowie das Surviviors Home.
Eine Rehabilitation (Reha) ist darauf ausgerichtet, die Erholung nach einer Krebserkrankung zu fördern und körperlichen und seelischen Langzeitfolgen vorzubeugen. Einen Anspruch auf eine Rehabilitation haben die meisten Krebspatient*innen. Mehr Informationen finden Sie hier.
Viele Menschen fragen sich, was sie selbst tun können, damit der Krebs nicht wieder zurückkommt. Doch dies ist eine sehr individuelle Frage, die nicht pauschal für alle (ehemaligen) Krebspatient*innen beantwortet werden kann. Um die Gesundheit des Körpers zu fördern, bilden moderate regelmäßige Bewegung und eine gesunde Ernährung jedoch eine gute Basis. Geeignete Bewegungsangebote und Ernährungsberatungen werden meist schon im Rahmen einer Reha-Maßnahme angeboten. Danach heißt es „dranbleiben“.
Häufig gestellte Fragen zur Nierenkrebs-Therapie
Die Nierenkrebs-Behandlung kann sehr komplex sein. Es kommen bei den Betroffenen und ihren Verwandten und Freund*innen mitunter viele Fragen auf.
Es gibt nicht die „beste“ Behandlung bei Nierenkrebs. Bei Nierenkrebs kommt es ganz entscheidend darauf an, in welchem Stadium der Tumor entdeckt wird und in welchem Allgemeinzustand sich die Betroffenen befinden. Die Wahl der Therapie hängt also von ganz individuellen Faktoren ab, weshalb die Behandlung auf jede einzelne Person abgestimmt werden sollte.
Die Nebenwirkungen der Therapie hängen maßgeblich von dem gewählten Arzneimittel bzw. der Arzneimittelkombination ab. Übelkeit, Erbrechen, Durchfall können auftreten und belastend sein. Auch Appetitlosigkeit zählt zum Spektrum der Nebenwirkungen, kann jedoch auch durch den Nierentumor selbst bedingt sein. Ein häufiger Begleiter ist Fatigue, eine Müdigkeit, die auch durch Schlaf und Ruhe nicht zu lindern ist. Nach einer Operation kann es zu Komplikationen wie Blutungen oder Schmerzen kommen.
Falls eine Operation zur Behandlung von Nierenkrebs nicht in Betracht kommt, können medikamentöse oder strahlentherapeutische Verfahren eingesetzt werden. Bei kleinen Tumoren ist auch eine Ablation (Zerstörung des Tumorgewebes durch Hitze oder Kälte) oder eine Embolisation (Unterbrechung der Blutversorgung des Tumors) möglich.
Die Genesung hängt davon ab, wieviel Nierengewebe entfernt wurde und ob die Operation minimalinvasiv oder offen durchgeführt wurde. Eine minimalinvasive Operation ermöglicht es den Patient*innen in der Regel, schneller auf die Beine zu kommen als nach einer offenen Operation. Die Genesung hängt aber auch vom Allgemeinzustand der Patient*innen ab und verläuft sehr individuell.